Der Evolutionsglaube - Philosophische Hintergründe der Evolutionslehre |
Der Evolutionsgedanke ist an sich nichts Modernes. Bereits viele Jahrhunderte vor Christus gab es auch von Mythen beeinflusste Vorstellungen, welche davon ausgingen, dass sich das Leben entwickelt hätte und die Lebewesen voneinander abstammen würden. Z.B. vertrat ANAXIMANDER VON MILET (610-547 v. Chr.) den Gedanken, dass fischähnliche Wesen aus den Gewässern sich zu Tieren und Menschen verwandelt hätten. [1] DARWINs Verdienst war es, mit dem Mechanismus der natürlichen Auslese (Selektion), die Vorstellung der Wandelbarkeit der Lebewesen und die Abstammung aller Arten von andersartigen Vorfahren, wissenschaftlich zu beschreiben.
Den Durchbruch des Evolutionsgedankens und seine Akzeptanz und gesellschaftliche
Etablierung haben philosophische Strömungen im 18. Jahrhundert vielleicht
nicht nur begünstigt, sondern erst ermöglicht. In dem geistigen Milieu
der am Ende des 17. Jahrhunderts in Europa beginnenden Epoche der Aufklärung,
wo der Rationalismus die menschliche Vernunft zur letzten Instanz erhob und
der Materialismus allein die Materie als das einzig Reale verabsolutierte, konnte
sich die philosophische Denkrichtung des Naturalismus bestens entfalten. Dieser
erkennt eine Existenz außerhalb der sichtbaren Welt nicht an. Der DUDEN
beschreibt den Naturalismus als eine philosophische, religiöse Weltanschauung,
nach der alles aus der Natur und diese allein aus sich selbst erklärbar
ist. Die logische Folgerung einer solchen Annahme ist unweigerlich eine Art
Entwicklungslehre, denn alle übernatürlichen Begebenheiten werden
geleugnet. Der Hier sieht man deutlich, dass nicht die Erkenntnisse der Naturwissenschaft
einen Schöpfergott abgeschafft haben, sondern die Philosophie des Naturalismus
ihn von vornherein im Denken dogmatisch ausgeklammert hat. Es ist unzweifelhaft,
dass Darwin seine Abstammungslehre in einer geistesgeschichtlichen Epoche Europas
veröffentlichte, in der seine Arbeiten auf viele offene Ohren stießen.
Der Durchbruch der Abstammungslehre kann nicht von der Aufklärung getrennt
betrachtet werden.
L. Harrison MATTHEWS schrieb 1971 im Vorwort zu Darwins "Entstehung der
Arten" (London), dass der Glaube an die Evolutionslehre exakt mit dem Glauben
an die spezielle Schöpfung zu vergleichen ist, denn beides sind Konzepte,
die ihre Anhänger für wahr halten, aber keines von beiden konnte bis
heute bewiesen werden. "Die Evolution selbst wird akzeptiert, nicht weil
man etwas Derartiges beobachtet hätte, oder weil man sie durch eine logisch
zusammenhängende Beweiskette als richtig beweisen konnte, sondern weil
die einzige Alternative dazu, der Schöpfungsakt Gottes, einfach undenkbar
ist," [2] erläuterte jedenfalls der Zoologe D.M.S. WATSON.
Ebenso wie jede andere Religion kommt auch die Evolutionslehre nicht ganz ohne
ihren Gott aus, denn für unerklärbare Dinge bemüht man einen
übermächtigen Zufall, dem empirisch nicht belegte schöpferische
Fähigkeiten zugesprochen werden. Dieser Gott Zufall ist ohne Herkunft und
besteht von Ewigkeit zu Ewigkeit, er schuf das Leben, er kreiert die sensationellsten
biologischen Abläufe - nichts ist ihm zu schwer - und er setzte die Gesetze
der Physik und Chemie ein. Er ist zwar unsichtbar, aber in der ganzen Natur
sieht man sein Wirken, und deshalb kann sich niemand entschuldigen, dass er
nichts von ihm gewusst hätte.
In Physik und Biologie gibt es selbstverständlich Zufallsprozesse. Aber
ein Zufall ist immer richtungslos und baut keine Ordnung auf, sondern hat die
Tendenz Ordnung zu zerstören. Man sollte dem Zufall nicht Dinge zumessen,
die den empirischen Erfahrungen widersprechen, Dinge die er offensichtlich nicht
kann. Die Evolutionslehre ist eine Weltanschauung, ein wissenschaftliches Paradigma,
in dem naturwissenschaftlich erfolgreich geforscht wird. In gleicher Weise ist
die Schöpfungslehre ein Paradigma, in dem auch mit naturwissenschaftlicher
Methodik gearbeitet wird. In der Schöpfungslehre wird ein sinnstiftender
und personaler Schöpfergott als Urheber für die biologischen Realitäten
als Grundpfeiler vorausgesetzt, welcher in der Evolutionslehre vehement abgelehnt
und durch einen Zufall mit übernatürlichen Eigenschaften ersetzt wird.
Aus diesem Grund stellt sich die Evolutionslehre in letzter Konsequenz als Glaube
an einen übermächtigen Zufall dar.
Kai-Uwe Kolrep Dipl.-Ing. (FH)
[1] Pierre-Paul GRASSE, Evolution, 1973, Bd. 5 Stuttgart.
[2] D.M.S. WATSON, Nature, 1929, Band 123, S.233.