Der Stern von Bethlehem ist keine Legende

Wenn wir die vielen Abbildungen des "Weihnachtssternes" die Jahrhunderte hindurch verfolgen, finden wir den "Stern der Weisen" nicht selten als einen Kometen mit einem langen Schweif dargestellt. Heute hat man sich in der Wissenschaft von der Vorstellung gelöst, der Stern der Magier könnte ein Komet gewesen sein. Statt dessen treten die Gelehrten nun fast einhellig für eine seltene Planetenkonstellation ein. Gemeint ist damit jenes dreimalige Zusammentreffen der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische innerhalb von sechs Monaten im Jahre 7 v.Chr.

Doch diese Planetenkonstellation kann aus den folgenden Gründen nicht der Stern des Messias gewesen sein:

- Jesus Christus wurde im Jahre 33 n.Chr. (nach anderen Autoren im Jahre 32 n.Chr.) gekreuzigt. Er begann seinen Dienst somit in den Jahren 28./29. n.Chr. Ueber das Alter von Jesus erfahren wir in den Evangelien nur soviel, dass er etwa dreissigjährig war, als er seinen Dienst auf Erden begann und im weiteren wissen wir, dass sein Dienst drei Jahre gedauert hat. Wenn wir so auf sein Geburtsjahr zurückrechnen, erhalten wir eine Zeit zwischen den Jahren 1 und 3 v.Chr. Aufgrund dessen fand die grosse Konjunktion 4 bis 6 Jahre zu früh statt.

- das Sternbild der Fische wurde von den Magiern sicher nicht als himmlische Verkörperung Palästinas angesehen, sondern damit wurde immer der Süden von Mesopotamien in Verbindung gebracht. Es gibt weder einen Keilschrifttext noch irgendeine andere klassische Quelle, worin das Sternbild (oder auch Sternzeichen) der ›Fische‹ mit Palästina oder dem Land der Juden identifiziert wird.

- Hinzu kommt, dass die Magier ganz sicher nicht babylonische Sterndeuter waren: Seit der Mitte des ersten Jahrtausends v.Chr. werden die babylonischen Sternkundigen Chaldäer genannt, auch in der Bibel. Dagegen war ›Magier‹ der stehende Begriff für Angehörige einer ursprünglich medo-persischen Priesterkaste.

- Einer der Gründe, weshalb das Geburtsjahr Jesu Christi auf das Jahr 7 v.Chr. festgelegt wurde, ist die Meinung der Gelehrten, dass Herodes bereits im Jahre 4 v.Chr. gestorben sein soll. Das Todesjahr von Herodes beruht einzig und allein auf der Aussage des Josephus in seinen "Jüdischen Altertümern" worin er berichtet, dass Herodes nicht lange vor dem jüdischen Passahfest gestorben sei und einige Monate vorher noch zwei Schriftgelehrte lebend verbrennen liess. In der Nacht nach jener frevelhaften Tat fand gemäss Josephus eine Mondfinsternis statt. Im Jahre 4 v.Chr. fand aber keine totale Mondfinsternis statt, sondern diese ereignete sich in der Nacht vom 9. auf den 10. Januar kurz nach Mitternacht im Jahre 1 v.Chr.

- Diese Planetenkonstellations-Theorie steht auch nicht im Einklang mit dem biblischen Bericht, denn der Evangelist Matthäus spricht viermal von einem einzigen Stern und es ist nirgends die Rede von mehreren Planeten oder mehreren Sternen. Die beiden Planeten Jupiter und Saturn waren mit bloßem Auge auch deutlich voneinander getrennt am Himmel zu sehen, denn sie kamen einander nur etwa bis auf 1 Grad nahe (dies entspricht dem doppelten Durchmesser des Vollmondes).

Da nun ein Komet als Stern von Bethlehem ebenso ausgeschlossen ist wie eine Planetenkonjunktion, bleibt nach Werner Papke (Der Stern des Messias) als einzige wissenschaftlich vertretbare Möglichkeit, dass bei der Geburt des Erlösers ein neuer Stern am gestirnten Himmel erschien: eine Supernova. Und hier stellt sich die Frage, weshalb dieser neue Stern, den die Magier sahen, so unfehlbar die Geburt des Messias anzeigte? Es muss eine einzige Stelle am Himmel geben, an der ein neuer Stern erscheinen musste, damit er als Stern des Messias erkannt wurde. Am gestirnten Himmel über Babylon stand vor ca. 4500 Jahren hinter dem Löwen das Sternbild der Jungfrau, die den Namen ERUA besass. Der Name ERUA lässt sich übersetzen mit: "diejenige, welche den männlichen Samen von Eden gebären wird". Daraus erkennen wir, dass die göttliche Prophezeiung aus 1. Mo 3,15 für die Menschen, die in den ersten Jahrhunderten nach der Sintflut lebten, sozusagen zum Allgemeinwissen gehörte. Wie erhielten die heidnischen Magier, die Anhänger der Lehre des Zarathustra waren, Kunde von jenem Zeichen des Messias? Wir wissen heute sicher, dass Zarathustra seit etwa 560 v.Chr. in Babylon lebte und es ist deshalb denkbar, dass er den Propheten Daniel persönlich kannte. Denn das Wort "Zoroaster" bedeutet nichts anderes als "der Same des Weibes" und dies würde auch die Tatsache erklären, dass die Lehre des Zoroaster viele jüdische Elemente enthält. Nach frühen Quellen soll Zarathustra prophezeit haben, dass der "neue Stern" im Sternbild der Jungfrau hervorleuchten würde. Die persischen Sternkundigen waren demnach bestens über den Stern des Messias unterrichtet und deshalb machten sie sich auch zielstrebig auf den Weg ins Land der Juden, als der neue Stern im Sternbild der Jungfrau erschien, um dem Messias zu huldigen.

Der Stern des Messias war eine Supernova, die 31,7 Grad vom Himmelsäquator entfernt im Schosse der Jungfrau ERUA erschien. Wir erhalten so für diesen Augenblick die Sonnenlänge von 154 Grad, das heisst dass die Sonne dann in der Ekliptik 154 Grad vom Frühlingspunkt entfernt stand. Diese Sonnenlänge entspricht dem 30. August 2 v.Chr. Mit dieser Festlegung des Geburtstages von Jesus Christus auf den 30. August 2 v.Chr. ist natürlich auch das Datum des 25. Dezembers hinfällig. Der 25. Dezember wurde im Römischen Reich als Geburtstag, als "dies natalis", des Sonnengottes begangen, den Kaiser Aurelian im Jahre 274 n.Chr. unter dem Namen "Sol invictus" (unbesiegter Sonnengott) zum Reichsgott erklärte. Dieser Tag hat sich im Römischen Reich so sehr eingebürgert, dass er aus dem Kalender nicht mehr wegzudenken war. Deshalb wurde dieser Tag von der römischen Kirche später durch ein christliches Fest ersetzt. Liberius, der Bischof von Rom, setzte im Jahre 354 n.Chr. die Feier der Geburt Jesu zum erstenmal auf den 25. Dezember fest. So wurde aus dem Geburtstag des heidnischen "Sonnengottes" der Geburtstag unseres Messias Jesus Christus. Welch eine Ironie der Weltgeschichte!

Gian Luca Carigiet, ProGenesis, 19. Dezember 2004


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