Klimadaten aus dem antarktischen Eis

Die NZZ widmet in der Ausgabe vom 16.6.2004, Nr. 137, auf Seite 65 eine ganze Seite den Klimadaten aus dem antarktischen Eis. Auf dieser Seite findet man die Beiträge „In Erwartung der nächsten Eiszeit“ und „Als Kalt- und Warmzeiten noch weniger ausgeprägt waren – Klimadaten im antarktischen Eis aus der Zeit vor den vier grossen Eiszeiten“. Gross war die Spannung und die Erwartungen vor dem Lesen – aber nach der Lektüre hat die Spannung einem Gefühl der Ent-täuschung Platz gemacht. Und jetzt? Was ist denn genau die Botschaft in diesen Beiträgen? Ausser einigen Spielchen mit grossen Jahreszahlen findet sich keine konkrete Aussage. Neben der fehlenden Aussage lassen die Autoren der Beiträge den Leser bei den folgenden Fragen im Dunkeln (der Vergangenheit?):

- der geneigte Leser erfährt nirgends, wie diese 740'000 Jahre ermittelt wurden. Muss man diese Jahreszahlen einfach glauben, oder gibt es stichhaltige Belege für dieses Alter?

- es wird von den vier grossen Eiszeiten gesprochen, wie wenn das eine bewiesene Tatsache wäre. Man glaubt allgemein, dass die Wissenschaft eine Mehrzahl von Eiszeiten bewiesen habe, doch wenn man die Geschichte des Mehr-Eiszeiten-Konzepts betrachtet, findet man heraus, dass die Anzahl der postulierten Eiszeiten nie eindeutig festgestellt wurde. Die Gletschersedimente sind so kompliziert aufgebaut, dass man jede Zahl von einer bis sechs oder mehr Eiszeiten »beweisen« kann. Im frühen 20. Jahrhundert hatte man sich auf vier Eiszeiten geeinigt, doch während der letzten zwanzig Jahre sind die Glaziologen zur Überzeugung gelangt, dass ein Kommen und Gehen von 20 bis 30 Eiszeiten stattgefunden hat. Viele Fakten zeigen aber, dass eine einzige Eiszeit viel wahrscheinlicher ist als mehrere. Der Hauptgrund dafür besteht darin, dass die sehr extremen Bedingungen, die eine Entstehung einer Eiszeit ermöglichen, sich kaum wiederholen können. Im Landesinnern beobachtet man zudem nur dünne Moränenschichten, die vor allem während der »letzten« Eiszeit abgelagert wurden, was ebenfalls auf eine einzige Eiszeit hindeutet. Des Weiteren wurden praktisch alle Eiszeitfossilien südlich von den früheren Vergletscherungen gefunden, und die meisten Aussterbeereignisse folgten auf die »letzte« Eiszeit; deshalb hat es sehr wahrscheinlich keine Interglazialzeiten gegeben.

- es wird auch mit keinem Wort erwähnt, wie diese riesigen Eisschichten des antarktischen Eises entstanden sein könnten. Die Hauptschwierigkeit bei allen Eiszeittheorien ist, dass es in Nordeuropa und Nordamerika eine große Zahl von Hinweisen für ehemals vorhandene riesige Eisdecken gibt, die aber beim gegenwärtigen Klima nicht entstehen können. Aufgrund von realistischen Modellrechnungen muss die Sommertemperatur um 10 – 12 Grad Celsius tiefer liegen, und zugleich muss die Schneemenge mindestens doppelt so groß sein wie heute. Eine Vergletscherung mit den Ausmaßen der Eiszeit kann deshalb nicht aufgrund von aktuellen Prozessen stattfinden, sondern nur aufgrund von katastrophischen Umständen. Verursacht durch einen äusserst starken Vulkanismus, der durch die Verschiebung der Kontinente ausgelöst worden sein könnte, begann vor allem in der nördlichen Hemisphäre die Eiszeit, in der weite Gebiete von einer teilweise einigen hundert Meter dicken Eisschicht bedeckt waren. Wenn eine Eisdecke gebildet werden soll, muss der Winterschnee den Sommer überdauern und sich Jahr für Jahr zu einer immer dicker werdenden Eisdecke ansammeln können. Damit der grösste Teil des Schnees den Sommer überdauert, müssen die Sommer drastisch kälter gewesen sein als heute. Wichtig ist, dass eine im Sommer liegen gebliebene Schneemenge so zu Eis werden kann.

Wie aus diesen Bemerkungen ersichtlich ist, sind die „Fakten“, die von den Autoren der NZZ in diesen Berichten wie Tatsachen präsentiert werden, gar nicht so sicher sind, wie sie scheinen.

Quelle: Die Eiszeit, Adresse Homepage ProGenesis angeben, Auszug aus dem Buch „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ von Gian Luca Carigiet, Seiten 208 – 212.

Gian Luca Carigiet, ProGenesis, 18. Juni 2004


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