Der Sündenfall - Sechs widergöttliche Prinzipien |
Gleich anschliessend an den Schöpfungsbericht folgt in der Bibel die Geschichte vom sog. Sündenfall. Diesen dürfen wir uns nicht einfach nur als eine Übertretung von Gottes Gebot vorstellen. Nein, er war die grösste Katastrophe aller Zeiten, welche über die Menschheit und über die gesamte Schöpfung hereingebrochen ist. Der Mensch verlor mit der Vertreibung aus dem Paradies nicht nur die Gemeinschaft mit Gott, der gesamte Erdboden war von diesem Tag an verflucht. Das zeigt sich daran, dass die gesamte Schöpfung von diesem Moment an der Vergänglichkeit unterworfen wurde. Mit dieser Vergänglichkeit bekam der Tod Macht über die Geschöpfe und damit hielten auch die destruktiven Mechanismen Einzug in die Schöpfung, welche von Gott ursprünglich als “sehr gut” bezeichnet worden war.
Erinnern wir uns daran, was die Schlange der Frau einflüsterte: "Ihr werdet sein wie Gott". Satan, der gefallene Engel Luzifer (aus dem Latein für„Lichtträger“) war das vollendetste Geschöpf, das Gott bis anhin gemacht hatte, aber das war ihm zuwenig. Er wollte sein wie Gott; das Geschöpf wollte Schöpfer werden (sh. Jes.14; Hes.28). Dieser Aussicht, so zu sein wie Gott, der Schöpfer, konnte auch das erste Menschenpaar nicht widerstehen. Somit scheiterte auch das erste Menschenpaar, genau so wie Satan, an seiner eigenen Hybris, der Überheblichkeit, dem Wunsch, mehr sein zu wollen als ein Geschöpf.
Die listige Schlange relativierte mit der Frage “hat Gott wirklich gesagt?” die absolute Aussage Gottes (1.Mose 3,1). Mit dieser Aussage wird das absolute Verbot Gottes in ein relatives Gebot Gottes umgewandelt. Eva war sich vollkommen bewusst, dass sie von dem Baum, der in der Mitte des Gartens stand, nicht essen durfte. In 1.Mose 3,5 geht die Schlange nun einen Schritt weiter; hat sie vorher die Aussagen Gottes “nur” relativiert, stellt sie jetzt die Aussagen Gottes gar in Frage, indem sie Gott zum “Lügner” macht. Eva erlag der Versuchung und nahm eine Frucht (17) von dem verbotenen Baum, ass davon und gab auch ihrem Mann davon (1.Mose 3,7). Nach dem Essen der Frucht wurden sich die beiden ersten Menschen ihrer Nacktheit bewusst. Sie schämten sich und verdeckten ihre Blösse mit Feigenblättern.
In der Verführung des ersten Menschenpaares wandte die Schlange die folgenden sechs widergöttlichen Prinzipien an, die vor allem religionsphilosophisch auch heute noch von grosser Bedeutung sind:
1. Prinzip: das Gute und das Böse gehören zusammen
Bis zu diesem Zeitpunkt kannten die Menschen nur das Gute, denn das Böse
war noch nicht in ihr Leben getreten. Die Schlange stellte das Böse nun
so dar, wie wenn es zum Guten dazugehören würde. In ihrer widergöttlichen
Philosophie kann nur die Erkenntnis des Guten und des Bösen, also die Verschmelzung
des Guten mit dem Bösen, zur Erkenntnis oder zur Erleuchtung führen.
Dieses Verschmelzen zu einer ‚Ganzheitlichkeit‘ findet man heute
vor allem in den östlichen Religionen. Im Hinduismus verkörpert der
höchste Gott Shiva Tod und Leben, Zerstörung und Erneuerung und somit
Gut und Böse. Auch die beiden chinesischen Symbole Yin und Yang verkörpern
die beiden Urkräfte allen Seins, also Gut und Böse, und jedes der
beiden Teile trägt einen Teil des anderen in sich.
2. Prinzip: Gott ist relativ
Die Schlange begann ihre Verführung mit den folgenden Worten: ‚Ja,
sollte Gott gesagt haben...?‘ Mit dieser Aussage wurde ein absolutes Verbot
in ein relatives Gebot umgewandelt. Es gibt in der Menschheitsgeschichte bis
auf den heutigen Tag keine andere Frage mit einer ähnlichen Tragweite.
Wenn diese Frage so gestellt wird, ist es nicht mehr möglich, eine verbindliche
und schlüssige Aussage über den Willen Gottes zu machen. Die Idee
eines relativen Gottes ist somit die Basis eines neuen Gottesbegriffes, der
eines Tages alle Religionen vereinigen soll. Auch die moderne Ökumene basiert
auf diesem relativen Gottesbegriff, wie dies an den folgenden drei Aussagen
ersichtlich ist:
1. Pluralismus: Es gibt viele mögliche Gottesbilder und Wahrheiten
2. Relativismus: Jedes Gottesbild hat denselben Gültigkeitsanspruch
3. Toleranz: Die verschiedenen Gottesbilder konkurrenzieren sich nicht
Diese Saat wurde bereits im Garten Eden gesät und ist deshalb keine Erfindung der Moderne, sondern uralter Bestandteil dieser widergöttlichen Prinzipien.
3. Prinzip: Gott wird als Lügner dargestellt
Die Schlange verdrehte die Aussage Gottes: “Ihr werdet keineswegs des
Todes sterben”. Gott hatte die ersten Menschen vor dem Ungehorsam ihm
gegenüber gewarnt und vor der damit zusammenhängenden Konsequenz,
dem Tod und seinen Folgen, wie Krankheit, Angst, Flucht, Not, Elend, Hass und
Sinnlosigkeit. Der Teufel verdrehte diese Aussage Gottes ins Gegenteil, indem
er behauptete, dass ihre Augen geöffnet und sie so sein würden wie
Gott.
4. Prinzip: Aussicht auf Erleuchtung
Mit den Worten: “...und eure Augen werden aufgetan werden” gab die
Schlange den ersten Menschen zu verstehen, dass ihr bisheriges Leben im Dunkeln,
ohne Licht und ohne wahre Erkenntnis verlaufen sei, und versprach ihnen, mit
dem Essen der verbotenen Früchte zur wahren Erkenntnis oder zur Erleuchtung
zu gelangen. Dieses falsche Versprechen hat in allen Religionen und Philosophien
Verbreitung gefunden, deren Ziel es ist, zur Erleuchtung zu gelangen. Wer die
Erleuchtung sucht, begibt sich in die Hände des ehemaligen „Lichtträgers“
(Luzifer), sprich: des Teufels.
5. Prinzip: So sein wollen wie Gott
Dieser Versuchung konnte Luzifer nicht widerstehen und dieser grossen Versuchung
konnte auch das erste Menschenpaar nicht widerstehen. „Ihr werdet sein
wie Gott“ bedeutet demnach, durch eigene Anstrengung zur Vollkommenheit
zu gelangen. In der ursprünglichen Schöpfung ist Gott der Herr aller
Geschöpfe. Gott der Allmächtige herrscht mit Liebe und seine Herrschaft
ist deshalb Güte. Der Lichtträger weckt nun aber die Hoffnung auf
Autonomie, auf Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit und damit Gottähnlichkeit.
6. Prinzip: Aussicht auf Unsterblichkeit
Gott warnte das erste Menschenpaar davor, die Früchte des Baumes zu essen,
denn die Folge des Ungehorsams wäre der Tod. Der Widersacher verneint nun
diese schlimme Folge mit den Worten: "Ihr werdet keineswegs des Todes sterben...".
Im biblischen Sinn bedeutet der Tod immer eine Trennung, der "erste Tod"
eine Trennung vom physischen Leben, der "zweite Tod" (auch „geistlicher
Tod“ genannt) die absolute, ewige Trennung von Gott. Der Widersacher relativiert
nun auch diese absolute Aussage Gottes und sagt den Menschen, dass sie nicht
ihr Leben verlieren, sondern das "eigentliche" Leben finden würden.
Damit wird der Tod nicht als etwas Feindliches, auch nicht als etwas Abschliessendes,
Endgültiges, sondern nur etwas Vorübergehendes dargestellt. So ist
z.B. der Glaube an die Reinkarnation ein möglicher Ausdruck dieses widergöttlichen
Prinzips, oder auch die evolutionistische Idee, dass der Tod zur Höherentwicklung
nötig sei.
Quelle: ProGenesis, Das Schöpfungsmodell, Seiten 159 - 163