Leserbrief zu "Evolution - Die grosse Lüge?"

Sehr geehrter Herr Bublath,

Ihre Sendung zur Auseinandersetzung von Evolution und Kreationismus hat mich sehr enttäuscht.Sie stellen die Kreationisten als verblendente Idealisten vor, die moderne Forschung als solche ablehnen. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Die Kreationisten, die ich bisher kennen gelernt habe, sind sich sehr wohl den modernen Forschungsmethoden bewußt und akzeptieren auch die Ergebnisse, interpretieren sie jedoch anders.

Zu einer kritischen Auseinandersetzung gehört für mich, dass beide Seiten zu Wort kommen. In der Sendung haben Sie jedoch nur die evolutionäre Sicht ausführlich und positiv dargestellt. Bisher ungeklärte Sachverhalte der
Evolutionstheorie wurden nicht einmal erwähnt. Einige Aspekte der Schöpfungstheorie wurden dargestellt, aber in sehr vereinfachter und fast lächerlicher Form (ich denke an den Schlamm-Menschen, der zwar das Bild der
Bibel andeutet, aber beim Zuschauer eher Ekel aufkommen lässt).

Die Evolution innerhalb einer Art (wie z.B. an den Füchsen und Hasen dargestellt), also die von den Kreationisten so genannte Mikroevolution, wird von diesen nicht in Frage gestellt. Jedoch gibt es bis heute keinen einzigen, ich wiederhole: keinen einzigen Beweis für die Entwicklung einer Art in eine andere, dergestalt, dass diese Arten nicht mehr miteinander kreuzbar wären. Diese Makroevolution, wie z.B. im Film zwischen Wolfartigen und den Orcas dargestellt, ist unbewiesen.

Ich hätte mir gewünscht, wenn Vertreter der Kreationisten zu Wort gekommen wären, z.B. die Autoren des Lehrbuches "Evolution - ein kritisches Lehrbuch", Dr. Junker und Prof. Scherer.

Vor einigen Jahren wurde der Fernsehfilm "Hat die Bibel doch recht? - DerEvolutionstheorie fehlen die Beweise" von Fritz Poppenberg gedreht, der vom Berliner Fernsehen ausgestrahlt wurde und danach Sendeverbot erhielt. Dieser Vorgang ist meines Erachtens ein Beweis dafür, dass es den dt. Fernsehsendern und auch Ihnen nicht um eine kritische Auseinandersetzung, sondern um ein Totschweigen geht. Ein weiterer Schritt ist dann eine Sendung wie die Ihre, in der die Kritik an der Evolutionstheorie ins Lächerliche gezogen wird.

Es mag sein, dass die "Propheten des Kreationismus" in den USA die von Ihnen gezeigten Methoden anwenden. Aber auf wissenschaftlicher Ebene geht es um die Diskussion der Fakten. Und da sieht die Evolutionstheorie nicht so gut aus, wie Sie es dargestellt haben.

Und wenn unseren Kindern in der Schule allein die Evolutionstheorie als einzig wahre Erklärung des Lebens gelehrt wird, was ist dies anderes als ebenfalls Gehirnwäsche, nur auf anderer Ebene?

Ich schlage vor, Sie laden Vertreter der deutschen Kreationisten zu einem Gespräch in Ihre Sendung ein. Vorab sollten Sie das Material der Studiengemeinschaft "Wort und Wissen" (www.wort-und-wissen.de) sichten und sich insbesondere auch den Film "Was Darwin nicht wissen konnte" von Siegfried Scherer und Friz Poppenberg ansehen. Dann werden Sie merken, dass die Kreationisten nicht die Ignoranten sind, wie Sie sie dargestellt haben.

Mit freundlichen Grüßen
Roger Wimbert


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