Wer war Jesus? Der Mensch und der Mythos

Ueber die Person Jesus Christus wurden in der Vergangenheit bereits unzählige Abhandlungen geschrieben. Bei den dabei geäusserten Ansichten spielt die Weltanschauung des Autors die entscheidende Rolle. Auch die Zeitschrift GEO hat in der Ausgabe 01 / Januar 2004 einen weiteren Versuch unternommen, herauszufinden, wer Jesus Christus wirklich war. Im Gegensatz zu vielen anderen Versuchen stellt der Autor Cay Rademacher die Historizität von Jesus Christus nicht in Frage. Ausserdem scheint der Autor intuitiv begriffen zu haben, dass die Auferstehung eine tiefere Bedeutung hat.

Der Rest der Geschichte ist bald erzählt. Der Autor des Berichtes sieht die Person Jesus Christus als Menschen, vielleicht als einen besonderen Menschen, aber eben doch nur als Menschen. Doch der Person Jesus Christus kann man nur gerecht werden, wenn man neben seiner menschlichen Natur seine Göttlichkeit anerkennt. Jesus Christus ist nicht auf die Welt gekommen um eine neue Religion zu gründen, sondern nach dem biblischem Bericht kam er, um die Kluft zwischen der Reinheit Gottes und dem gefallenen Menschen zu überbrücken. Das ist der Grund, weshalb Jesus Christus sterben musste. Die Hauptbedeutung von Jesus Christus kann man an den folgenden drei Punkten festlegen:

- seine Göttlichkeit: In einer kalten, finsteren Nacht, in den zerfurchten Bergen von Bethlehem, überschnitten sich diese beiden Welten (unsere wahrnehmbare Welt und die Welt der Engel und finsteren Mächte) in einem dramatischen Ereignis. Gott, der kein Vorher und Nachher kennt, trat in Zeit und Raum ein! Gott, der keine Grenzen kennt, wurde Mensch und nahm damit die bedrohlichen Einschränkungen der Sterblichkeit auf sich. (Gian Luca Carigiet, Von Ewigkeit zu Ewigkeit, Seite 375)

- seine Opfertat auf Golgatha: Jesus starb genau in dem Augenblick, als im Tempel das Opferlamm geschlachtet wurde. Jesus rief mit lauter Stimme: „Es ist vollbracht.“ Mit dieser einmaligen Opfertat in Zeit und Raum war auch der Tempel, der Ort, an dem die Opfer dargebracht wurden, zwecklos geworden, denn es brauchte keine weiteren Opfer mehr. Jesus Christus hat Gottes Werk vollendet und unsere Schuld ist damit ein für alle Mal beglichen. Alle Zeichen und Bilder im Alten Testament waren nun offenbart in Jesus Christus, dem vollkommenen Opferlamm, dem einzigen sündlosen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Die Kluft zwischen Gott und den Menschen ist durch das Kreuz Jesu überbrückt. Gott hat uns durch das ganze Alte Testament hindurch diesen einen Weg aufgezeigt. Und er hat uns auch deutlich gemacht, dass es der einzige Weg ist, der zu Gott führt.

- seine Auferstehung: Seine Predigt war zwar sehr eindrücklich, aber sie alleine hätte nicht dafür ausgereicht, dass sich das Christentum in den ersten Jahrzehnten wie ein Steppenbrand im Römischen Reich ausbreitete. Nein, zu Beginn des Christentums steht ein leeres Grab, denn am dritten Tag nach seinem Tod stand er allen »Naturgesetzen« der modernen Wissenschaft zum Trotz vom Tode auf. Die ersten Christen verkündeten deshalb keine neue Religion, sondern die Tatsache der Auferstehung, die wie keine andere die Weltgeschichte verändert hat. (Gian Luca Carigiet, Von Ewigkeit zu Ewigkeit, Seite 367).

Im Verlauf der letzten Jahrhunderte wurde schon oft versucht, die historischen Beweise für die Auferstehung zu diskreditieren, und es wurden verschiedene Hypothesen aufgestellt, wie z.B. „Jesus ist nicht wirklich gestorben, sondern wurde am Kreuz nur bewusstlos und kam in der Kühle des Grabes wieder zum Bewusstsein“, oder „Der Leichnam wurde von den Jüngern gestohlen“, oder „der Leichnam wurde irgend woanders hingebracht“ und weitere. Wenn die Juden in den Besitz des Leichnams gekommen wären, hätten sie die Jünger der Lüge bezichtigen und das aufkommende Christentum im Keim ersticken können. Aber sie hatten die Leiche nicht!

Der Bericht weist unter anderen noch die folgenden historischen Fehler auf:
- Jesus Christus wurde nicht im Jahre 30 n.Chr. gekreuzigt, sondern im Jahre 33 n.Chr. Ueber das Alter von Jesus erfahren wir in den Evangelien nur soviel, dass er etwa dreissigjährig war, als er seinen Dienst auf Erden begann und im weiteren wissen wir, dass sein Dienst drei Jahre gedauert hat (und nicht ein Jahr, wie vom Autor behauptet).

- Herodes starb nicht im Jahre 4 v.Chr. Das Todesjahr von Herodes beruht einzig und allein auf der Aussage des Josephus in seinen „Jüdischen Altertümern“ worin er berichtet, dass Herodes nicht lange vor dem jüdischen Passahfest gestorben sei und einige Monate vorher noch zwei Schriftgelehrte lebend verbrennen liess. In der Nacht nach jener frevelhaften Tat fand gemäss Josephus eine Mondfinsternis statt. Im Jahre 4 v.Chr. fand aber keine totale Mondfinsternis statt, sondern diese ereignete sich in der Nacht vom 9. auf den 10. Januar kurz nach Mitternacht im Jahre 1 v.Chr.

Doch den grössten Schnitzer erlaubt sich der Autor in der folgenden Aussage: „Und seine Geburtsgeschichte wird verändert, damit Jesus als Mann aus Bethlehem und damit Erfüller alter Prophezeiungen galt – obwohl er doch aus Nazareth stammt. Die Aenderungen sind zahlreich, manchmal grob, manchmal subtil, letztlich erfolgreich. Nicht mit dem historischen Jesus gewinnen die Christen neue Anhänger, sondern mit dem Jesus der Evangelien“. (Seite 162) Das ist schlichtweg eine Behauptung, die jeglicher historischer Grundlage entbehrt. Wer von den modernen „Schriftgelehrten“ hat denn die Vollmacht festzulegen, welche Stellen des Neuen Testamentes geändert sein sollen? Im Gegenteil, der deutsche Papyrologe Carsten Peter Thiede untersuchte einen Papyrus mit Fragmenten aus dem Matthäus-Evangelium. Über seine Entdeckungen schrieb die Londoner Times im Jahr 1994: »Ein Papyrus, der wahrscheinlich das älteste erhaltene Fragment des Neuen Testaments ist, wurde in einer Oxforder Bibliothek gefunden. Er liefert den ersten materiellen Beweis dafür, dass das Matthäus-Evangelium ein Augenzeugenbericht ist, der von Zeitgenossen Jesu Christi geschrieben wurde«. (Carsten Peter Thiede, Der Jesus Papyrus, Seite 13)

Gian Luca Carigiet, ProGenesis, 11. Januar 2004


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