Auf Moses und die Propheten hören! (Luk 16,29)

Fritz Ehmendörfer, Pfarrer im Ruhestand, 7. November 2004

In der Bibel hat sich der lebendige Gott ein für alle Mal verbindlich zu Wort gemeldet. Zu keiner Zeit hat Jesus Christus die Schrift als überholt betrachtet, sondern sie bei vielen Gelegenheiten bestätigt. Zu seiner Zeit gab es bekanntlich nur das Alte Testament. Kennen wir uns aus in der Schrift? Ist unser Glaube – und damit unser Leben - gegründet auf „Mose und die Propheten“? Diese Bezeichnung für die Schrift kommt in dieser oder ähnlicher Form ca. 20 x im Neuen Testament vor. Jesus verweist seine Nachfolger auf die Schrift und nochmals auf die Schrift und immer wieder auf die Schrift. Sie ist es die ihn bezeugt. „Die Menschen haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören und Buße tun.“

Bei der Geschichte von Lazarus und dem reichen Mann lässt uns Jesus einen winzigen Blick in die Welt jenseits unserer sichtbaren Wirklichkeit tun. Für den armen Lazarus war sein Sterben keine Katastrophe, sondern seliger Heimgang. Der Arme starb und wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. „Abrahams Schoß“, so wird hier der paradiesische Ort genannt, an den die Gläubigen unmittelbar nach dem Tod kommen. Auch der reiche Mann starb, aber für ihn gab es ein furchtbares und schreckliches Erwachen dort im „Hades“. So das griechische Wort. Luthers Übersetzung mit Hölle ist nicht korrekt. Denn Hölle (griechisch „Gehenna“) wird in der Bibel der Ort der ewigen Verdammnis genannt. Hier steht nicht Gehenna, Hölle, sondern Hades, welches viele mit Totenreich oder Totenwelt übersetzen. Es handelt sich dabei eher um so etwas wie einen Warteraum der Unerlösten auf das große Weltgericht. Der reiche Mann findet sich also im Totenreich wieder und leidet unsägliche Qualen, ohne Hoffnung auf Veränderungen. Aus einem Leben in Saus und Braus war er herausgerissen und hineingeworfen in ein Schrecken ohne Ende. Aus seinem irdischen Leben „alle Tage herrlich und in Freuden“ jetzt qualvolles, endloses Leiden ohne jede Hoffnung. Für ihn kann nichts mehr getan werden. Der reiche Mann bittet nun darum, dass er wenigstens seine 5 Brüder vor den Qualen, die er leidet, warnen kann. Doch er erhält die folgende Antwort: „Die Menschen haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören und Buße tun.“ Allein so könnten die 5 Brüder des reichen Mannes noch rechtzeitig vor dem Supergau ihres Lebens gewarnt werden.

Diese biblische Botschaft ist auch für das Thema Schöpfung oder Evolution höchst aktuell. Für die überwiegende Mehrheit unserer Zeitgenossen ist die Bibel des Alten Testaments, also „Mose und die Propheten“, kein Thema. Doch als Christen können wir uns das nicht erlauben, denn dadurch bricht unser Fundament weg. Unter den Christen gibt es heute leider viele, für welche die Bibel nur aus dem Neuen Testament besteht. Im Laufe der Kirchengeschichte haben wir uns als Kirche von weiten Teilen des Alten Testaments verabschiedet. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ mitsamt den Pflanzen, den Tieren und zum Schluß den Menschen. So hat es uns Gott durch Mose wissen lassen. Wie kommt es dann aber, daß heute bei uns jeder Mensch vom Kindergarten an bis hin zu den Gymnasien und Universitäten lernt, daß die Welt durch rein zufällige Entwicklungsprozesse entstanden sei? Daß der Mensch vom Affen abstamme, wird in den Schulbüchern so dargestellt als sei es eine bewiesene Tatsache. Von einem Schöpfergott ist da nicht mehr die Rede. Christliche Lehrer oder Religionslehrer suchen vielfach den Bogen zur Bibel dadurch zu kriegen, daß sie an Gott als den Urheber der Evolution festhalten. Ein Wissenschaftler meint dazu: Die sogenannte theistische (d.h. auf Gott bezogenen) Evolutionsthese ist der seltsame Versuch, eine auf Gott bezogene mit einer Gott ablehnenden Weltanschauung zu vermählen. Damit wird doch aber die Bibel überhaupt infrage gestellt. Denn wenn der Schöpfungsbericht nicht stimmt, wie kann dann Gottes Wort wahr sein. Was an der Bibel ist dann noch gültig? Dann entscheidet der Mensch, was stimmt und was nicht.

Viele Nachfolger Jesu ignorieren den biblischen Schöpfungsbericht und hängen stattdessen einer der modernen Weltentstehungstheorien an. Sie glauben an Jesus und glauben an die Evolution. Warum eigentlich nicht? Ehrlich gesagt, ich habe viele Jahre so oder ähnlich gedacht. Heute kann ich es nicht mehr. Ich habe kein Problem damit, daß Gott nicht auch durch evolutionäre Entwicklungsphasen die Schöpfung ins Dasein hätte bringen können. Gott hätte das können. Aber wenn er es so gemacht hätte, dann hätte er es uns gesagt. Eins kann Gott nicht: Uns in seinem Wort etwas mitteilen, was der Wahrheit widerspricht. Und wenn Gott uns Menschen sich zum Ebenbild geschaffen hat, dann hat er das nicht auf dem Umweg über die Schimpansen gemacht. Gott wendet beim Erschaffen seiner Schöpfung nicht andere Prinzipien an, als bei der Erlösung. Wenn wir die ersten 11 Kapitel der Bibel außer Kraft setzen, dann haben wir mit der ganzen Bibel als Gottesoffenbarung ein Problem. Auf welche Aussagen der Bibel kann man sich dann noch verlassen, auf welche nicht? Für viele sind die biblischen Berichte zu einem Mythos d.h. zu einer Sage, Dichtung aus grauer Vorzeit verkommen. Ohne jeden Anspruch auf Glaubwürdigkeit. Stattdessen sind jene modernen unbiblischen Weltenstehungsvorstellungen entstanden. Die wurden in ein Mäntelchen angeblicher Wissenschaftlichkeit eingekleidet, mit der Folge, daß dadurch der Glaube an einen Schöpfergott bei der überwiegenden Mehrheit unserer Zeitgenossen gegenstandslos geworden ist.

Ich habe vor etwa 1 ½ Jahren ein Buch in die Hand bekommen: Titel „Akte Genesis“. Darin begründen 50 internationale angesehene Wissenschaftler aus unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen, die meisten mit einem Doktortitel und einem Universitätslehrstuhl, warum sie an den biblischen Bericht von der Schöpfung in 6 Tagen glauben. Sie alle gehen davon aus, daß die Bibel Gottes Wort ist und daß ihr Inhalt wahr ist. Sie hören auf Mose und die Propheten. Auch sagen sie, daß es keine einzige Stelle in der Bibel gäbe, die von der Wissenschaft widerlegt werden könne. Es ist vernünftig - und ganz und gar nicht unwissenschaftlich - an den biblischen Schöpfungsbericht zu glauben. Etwa im gleichen Zeitraum ist ein Buch von dem Schweizer Gian Luca Carigiet erschienen: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Beide Bücher haben das Anliegen, uns die Bibel als die uns von Gott aufgezeigte gültige Wahrheit lieb zu machen und neu Vertrauen ins biblische Zeugnis zu gewinnen. Sie bemühen sich, uns modernen Menschen Argumente an die Hand zu geben, dieses Jesu Wort ganz neu zu hören: „Sie haben Mose und die Propheten, sie sollen sie hören und umkehren.“ Warum ist das so wichtig?

Unsere Kinder und Enkel lernen in der Schule etwas anderes, als was uns Gott in seinem Wort sagt. Eine zufällige evolutionäre Entstehung allen Lebens ist genauso wenig zu beweisen wie die Erschaffung des Universums von einem Schöpfergott. Beides muß geglaubt werden. Heute gibt es viele Wissenschaftler, die dank ihrer Forschungen und Erkenntnisse aufzeigen, daß es gute Gründe gibt, der Bibel völlig zu vertrauen. Wir müssen uns nicht als unwissenschaftlich beschimpfen lassen, wenn wir auf Mose und die Propheten hören und uns an ihnen orientieren. Es geht darum, unseren Kindern ein unerschütterliches Vertrauen ins Wort Gottes zu pflanzen. Das ist die beste Voraussetzung dafür, daß sie sich einmal Jesus als ihrem Herrn und Heiland anvertrauen zum ewigen Leben und selbst ihr Leben auf dieses feste Fundament gründen. Damit sind sie in die Lage versetzt, in den zu erwartenden gefährlichen Verführungen im Glauben festbleiben zu können. Unsere Kinder und Enkel brauchen diese Hilfestellungen. Wir können diese aber nur leisten, wenn wir selbst fest auf dem Fundament der Schrift gegründet sind. Wer die durch Mose und die Propheten geoffenbarte göttliche Wahrheit, trotz der eindringlichen Warnung Jesu preisgibt, braucht sich nicht zu wundern, wenn ihm damit der Glaube an Gott den Schöpfer ebenso wie der Glaube an Gott als den Herrn der Geschichte zerbricht. In dieser Trümmerlandschaft leben wir heute.


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