Die Evolution kennt keine Ethik

Pfr. Marcel Wildi


I. Einleitung

II. Information

  1. Was ist Ethik?
  2. Keine Gebote ohne Gebieter
  3. Was ist der Gebieter der Evolution?

III. Anwendungsbereiche

IV. Anfragen

V. Schlussfolgerung

 

I. Einleitung

Gian Luca Gariciet hat in seinem Buch „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ die drei grossen Fragen der Menschheit aufgegriffen: Wo komme ich her? (die Frage nach der Herkunft, dem Ursprung); wozu lebe ich? (die Frage nach dem Sinn des Lebens); wo gehe ich nach meinem Tod hin? (die Frage nach dem ewigen Leben). Nun gibt es noch eine vierte, fast genauso wichtige Frage, die ebenso jeden Menschen zeit seines Lebens mehr oder weniger beschäftigt, die Frage: Wie soll ich leben? Wie soll ich mich verhalten? Was gehört sich und was nicht? Was ist erlaubt und was ist verboten? Das ist die Frage nach der Moral, nach der Ethik. Jeder Mensch braucht irgendwelche Richtlinie, wie er sich den andern Menschen und der Natur gegenüber verhalten soll, so dass es ihm selber und den anderen wohl ist in diesem Leben auf dieser Erde. Die Frage nach der Ethik oder der Moral ist eine sehr brisante Frage. Sie hängt zusammen mit meinen Grund legenden Lebensauffassungen. Sie ist deshalb auch sehr stark verknüpft mit der Frage, ob diese Welt und das Leben auf ihr durch einen Schöpfungsakt Gottes oder durch puren Zufall nach dem Prinzip der Evolutionstheorie entstanden ist.

Die folgenden kurzen Ausführungen sind ein Auszug aus einer grösseren Arbeit anlässlich eines Ethikseminars während meiner Studienzeit. Die Arbeit kann bei mir oder über ProGenesis bestellt werden.

II. Information

1. Was ist Ethik?

Wenden wir zuerst einmal der Frage zu, was wir unter Ethik zu verstehen haben. Der Begriff „Ethik“ geht auf Aristoteles zurück. Das von ihm verwendete Wort ‚ethos’ bedeutet zum einen, eher objektiv gesehen, also für die Gesamtheit der Menschen betrachtet, soviel wie ‚Gewohnheit, Sitte, Brauch’. Zum andern, eher subjektiv oder persönlich gesehen, hat es die Bedeutung ‚Sinnesart, Gesinnung, Haltung’. Es geht also bei der Ethik immer um das menschliche Miteinander aller Menschen und um meine persönliche Verhaltensweise und Einstellung dem andern gegenüber. Die beiden Begriffe ‚Moral’ und ‚Ethik’ unterscheiden sich streng genommen zwar in ihrer Bedeutung, aber ich erlaube mir, sie hier bedeutungsgleich zu verwenden.

2. Keine Gebote ohne Gebieter

Die Frage, die sich natürlich sofort stellt ist die: Woher kommen denn ethische Forderungen, wer oder was stellt moralische Regeln auf? Sie entstehen ja sicher nicht einfach zufällig. Irgend jemand oder irgend etwas ist für sie verantwortlich. Man kann deshalb sagen: Es gibt keine Gebote ohne Gebieter.

Wenn wir davon überzeugt sind, dass diese Welt eine Schöpfung Gottes ist, dass der biblische Schöpfungsbericht die Wahrheit sagt, so ist klar, dass dieser Gott, der uns gemacht hat, auch derjenige ist, der uns sagt, wie wir leben sollen, wie er es sich vorgestellt hat, dass das Zusammenleben seiner Geschöpfe funktionieren soll, so dass es allen gut geht. Eine Ethik, die zur Schöpfungsgeschichte passt, hat als Gebieter die Bibel, den schriftlich fixierten Willen Gottes, des Schöpfers. Der Ethikdozent Helmut Burkhardt schreibt darum: „Gotteserkenntnis und Ethik verhalten sich zueinander wie Fundament und Gebäude.“

3. Was ist der Gebieter der Evolution?

Nun stellt sich uns aber die Frage: Wer oder was ist der Gebieter der Gebote, wenn es stimmen sollte, dass wir durch eine zufällige Höherentwicklung entstanden sind? Es ist die Evolutionstheorie. Sie bildet nicht nur die Grundlage für die sog. wissenschaftliche Erklärung der Weltentstehung, sondern sagt auch zugleich, welches die Faktoren sind, die ein Leben bzw. Überleben der Lebewesen ermöglichen: Es ist, mit den Worten Darwins gesagt, der Kampf (‚struggle for life’), der den Stärksten, oder präziser gesagt, den am besten Angepassten (‚survival of the fittest’) am Leben lässt. Das Schwache muss sterben und das Starke überleben. Die Kategorien ‚gut und böse’ gibt es eigentlich gar nicht, sondern nur die Kategorie ‚was fördert oder hindert das Überleben?’.

III. Anwendungsbereiche

Nicht vielen Philosophen, Ethikern oder Denkern ist es wirklich gelungen, eine Ethik zu entwickeln, die ausschliesslich auf den Prinzipien der Evolutionstheorie basiert. Einer der wenigen, dem es gelungen ist, ist Friedrich Nietzsche, der deswegen auch schon als der „Umwerter aller Werte“ bezeichnet worden ist. Ob es aber überhaupt möglich ist, nach einer solchen Ethik wirklich menschenwürdig zu leben, ist dann noch eine ganz andere - und entscheidende - Frage. Ich denke meine Ausführungen werden diese Frage beantworten.

Ich werde nun an einigen konkreten Beispielen aufzeigen, welches die Verhaltensregeln einer konsequent angewendeten evolutionistischen Ethik sind.

a) Krieg

Bereits der alte Grieche Heraklit hat gesagt, dass der Kampf der Vater und König aller Dinge sei. Auf die Spitze getrieben aber hat ein anderer diese Konsequenz evolutionistischen Denkens. Zitat: „Die Natur lehrt uns ...,  dass das Prinzip der Auslese sie beherrscht, dass der Stärkere Sieger bleibt und der Schwächere unterliegt. Sie lehrt uns, dass das, was den Menschen dabei oft als Grausamkeit erscheint, weil er selbst betroffen ist oder weil er durch seine Erziehung sich von den Gesetzen der Natur abgewandt hat, im Grunde doch notwendig ist, um eine Höherentwicklung der Lebewesen herbeizuführen. Die Natur kennt vor allem nicht den Begriff der Humanität, der besagt, dass der Schwächere unter allen Umständen zu fördern und zu erhalten sei, selbst auf Kosten der Existenz des Stärkeren. .... Der Krieg ist also das unabänderliche Gesetz des ganzen Lebens. ... Ein Volk, das sich nicht zu behaupten vermag, muss gehen und ein anderes an seine Stelle treten.“ Dieser Mann war Adolf Hitler.

Aber auch Karl Marx, auf der linksextremen Seite, hat sich die Evolutionstheorie dankend zu Hilfe genommen als Begründung und Rechtfertigung seiner Idee des Klassenkampfes.

b) Wirtschaft

Unser ganzes heutiges Wirtschaftssystem beruht auf der Idee der Evolutionstheorie. Zitat: „Die ‚Ausbeutung’ gehört nicht einer verderbten oder unvollkommenen und primitiven Gesellschaft an: sie gehört in’s Wesen des Lebendigen, als organische Grundfunktion, sie ist eine Folge des eigentlichen Willens zur Macht, der eben der Wille des Lebens ist.“ So sagt es Friedrich Nietzsche.

Wirtschaftliches Wachstum auf Kosten eines anderen, auf Kosten der Umwelt ist kein Problem für eine evolutionistische Weltanschauung, sondern ist geradezu eine Notwendigkeit, um zu überleben. Es gilt das Sprichwort „Der Zweck heiligt die Mittel“.

c) Umweltschutz

Umweltschutz ist in dem Sinne ein Fremdwort in der evolutionistischen Sprache als es in der Evolution für den Menschen gar keine Umwelt gibt, weil er selber ja nur ein integrierter Teil dieser Welt ist, ein Produkt der Evolution, wie jedes andere Lebewesen und alle tote Materie auch. Alles, was ein Mensch denkt und tut, entspringt seinem durch die Evolution entwickelten Gehirn und ist deshalb evolutionsgemäss und natürlich. Was auch immer darum ein Mensch oder die Menschheit tut, ist, evolutionistisch gesehen, gut und dient der Weiterentwicklung. Der Gedanke eines Schutzes ist deshalb überhaupt abwegig. Der ‚Kampf ums Überleben’ kann einen Gedanken des Schutzes von etwas ausserhalb meiner selbst gar nicht aufkommen lassen.

d) Sexualität/Ehe

Die sexuelle Vereinigung von männlichen und weiblichen Partnern dient zur Zeugung von Nachkommen, die die Eigenschaften der Eltern weitergeben sollen. Dabei gibt es ein breites Spektrum von Arten der sexuellen Betätigung bzw. Zeugung von Nachkommen. Je nach Familie, der die betreffenden Individuen angehören, kann es saisonale oder lebenslange Einehe, Vielehe, Zwittertum oder vereinzelt auch Selbstbefruchtung geben. Es lässt sich also logischerweise nicht sagen, welches die für den Menschen richtige Form der Sexualität und des Zusammenlebens ist. Da der Mensch ja nur das momentan am höchsten entwickelte Tier ist, lassen sich alle Beobachtungen aus der Tierwelt auch auf den Menschen übertragen. Deshalb sind wechselnder Geschlechtsverkehr, Polygamie (Vielweiberei), Polyandrie (Vielmännerei), Konkubinat und Homosexualität mögliche und erlaubte Formen der Beziehung von Menschen. Auch Ehescheidung ist kein Problem, da die Ehe ja nur eine kulturelle, nicht aber eine eigentlich biologische Einrichtung ist.

Da die Sexualität einer der Grundtriebe des Lebens und damit des Menschen ist, und da jeder Mensch darauf aus ist, seine Triebe zu befriedigen, ist es nicht verwunderlich, dass es im Umgang mit der Sexualität so viel Leid und Missbrauch bis hin zu Vergewaltigungen gibt. Der andere Mensch ist nämlich das Objekt, mit dessen Hilfe ich meinen Trieb ausleben kann, ob der/die andere nun auch will oder nicht. Evolutionistische Sexualität ist schrankenlos, egoistisch, besitzergreifend, missbrauchend.

e) Umgang mit Fremden

Man könnte eigentlich erwarten, dass die konsequent materialistische Ausrichtung der Evolutionstheorie es fertig brächte, alle Spannungen zwischen verschiedenen Menschengruppen zum Verschwinden zu bringen, da doch alle zur gleichen Art gehören und irgendwelcher ideologischer Überbau (wie Philosophien oder Religionen) eigentlich keine Rolle spielt. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Evolutionstheorie ist verantwortlich für das Aufkommen des Nationalismus’ und des Fremdenhasses. Wie das? Ein Teil der Evolutionstheorie ist die Lehre von der artinternen Aggression, entstanden aus dem Selektionsdruck. Dieser wirkt sich aus im Kampf um das beste Weibchen, das nahrhafteste Futter, den geeignetsten Wohnplatz. Eindringlinge, also auch Fremde der eigenen Art (Mensch) sind eine Bedrohung und müssen deshalb bekämpft werden.

f) Genetik

Wenn das Leben zufällig entstanden ist, so sind auch unsere Gene zufällig entstanden. Was wir in der genetischen Forschung im Moment vorfinden, ist etwas, was sich entwickelt hat und sich auch weiter entwickeln wird. Wie das geschieht, spielt keine Rolle. Die Frage, ob man Gene manipulieren darf und zu welchem Zweck, mit welchem Ziel, ist deshalb schnell beantwortet. Selbstverständlich darf man mit den Genen anstellen, was man will. Es gibt niemanden, der sagt, man müsse sie so respektieren, wie sie sind. Auch eine künstliche Manipulation durch den Menschen ist nur einer von vielen Faktoren, die auf die Weiterentwicklung der Gene Einfluss nimmt. Da die Evolution ziellos ist, spielt es keine Rolle, was bei solchen Genmanipulationen herauskommt. Was sich als hilfreich zum besseren Überleben herausstellen wird, wird sich behaupten, was schädlich ist, wird untergehen.

g) der Tod

In der Evolutionstheorie spielt der Tod eine der hervorragendsten Rollen überhaupt. Es ist nötig, dass alte, schwache, weniger angepasste Lebewesen aussterben und so den stärkeren, tüchtigeren, besser angepassten Platz machen. ‚Ohne Tod keine Evolution’ heisst deshalb ein Kernsatz der Evolutionstheorie. Dies kann deshalb so ohne weiteres formuliert werden, weil das Ziel der Evolution nicht die Erhaltung des Individuums ist, sondern im Allgemeinen der Fortbestand der Natur und im Spezielleren die Erhaltung einer Art. Welches die Konsequenzen aus dieser Ansichten sind, sehen wir exemplarisch an den folgenden zwei Themenbereichen:

1.     Abtreibung

„Aristoteles war der Auffassung, dass der männliche Embryo am  40. Tag, der weibliche am 90. Tag der Schwangerschaft Empfindung und Leben empfange. Vorher aber könne und solle unter Umständen abgetrieben werden. Wie Plato empfiehlt auch er, nur während einer bestimmten Zeit [gem.: während eines bestimmten Alters v.a. der Frau; M.W.] Kinder zu zeugen: <Kommt es dann bei einigen Eheleuten vor, dass sie sich über diese begrenzte Zeit hinaus beiwohnen, so dass eine Empfängnis erfolgt, so ist die Abtreibung vorzunehmen, bevor der Embryo Empfindung und Leben erhält.>“ In modernen Worten ausgedrückt ist das Fristenlösung.

Schwangerschaft und deren Abbruch werden heutzutage im Spitzensport als Dopingmittel eingesetzt.

Es ist eigentlich unglaublich, aber in der heutigen Zeit, wo man einen Embryo vom Moment der Befruchtung bis zu seiner Geburt photographisch beobachten kann, behaupten immer noch Laien und Wissenschaftler (!) das gleiche wie die Philosophen vor 2400 Jahren, dass nämlich das menschliche Leben erst irgendwann im Verlauf der Schwangerschaft oder gar erst nach der Geburt beginne, so dass man es ohne schlechtes Gewissen abtreiben könne.

2.     Euthanasie

Es geht hier nicht um die Frage, ob es erlaubt sein soll, Maschinen abzustellen, die ein Leben offensichtlich künstlich verlängern, wo ohne Maschine schon längst der Tod eingetreten wäre, sondern es geht um die Frage, ob bestimmte Menschen, z.B. unerwünschte Kinder, Behinderte oder Alte vorsätzlich getötet werden sollen, weil sie der Gesellschaft nur zur Last fallen.

„Die Schwachen und Missratenen sollen zugrunde gehen - das ist der erste Satz unserer Menschenliebe“, meint Friedrich Nietzsche.

In Bezug auf Missgeburten schlägt der grosse griechische Denker Aristoteles die gleiche Regelung wie sein Kollege Plato vor: „Anlangend die Aussetzung oder Aufzucht der Neugeborenen soll es Gesetz sein, kein verkrüppeltes Kind aufzuziehen.“

Der zeitgenössische australische Philosoph Peter Singer propagiert die Liquidierung Behinderter als moralische Pflicht. Ähnliche Gedanken hegten auch Hitler und die Machthaber im ehemaligen Ostblock, wobei zumindest in Nazi-Deutschland nachgewiesenermassen geistig Behinderte vorsätzlich getötet wurden.

Diese Forderung nach ‚Euthanasie’ (was ja übersetzt ‚gutes Sterben’ heisst; was für ein Ausdruck!) ergibt sich ganz logisch aus der evolutionistischen Idee des Überlebens des Stärkeren bzw. des besser Angepassten. Die angesprochenen Personengruppen sind im Kampf ums Überleben sowieso so stark benachteiligt, dass es geradezu sinnvoll erscheint, sich mindestens nicht um sie zu kümmern oder sie gar bewusst zu töten, damit die anderen, Lebenstüchtigeren, in ihrer Entfaltung nicht durch sie behindert werden. Es ist deshalb vorstellbar, dass in Zukunft, wenn die Rohstoffreserven auf unserem Planeten immer knapper werden, einmal an Menschen eines bestimmten Alters bewusst systematisch Euthanasie betrieben wird, um Rohstoffe sparen zu können, wie es mein damaliger Ethikprofessor, Georg Huntemann, schon seit längerer Zeit voraussagt. In Holland wird die Euthanasie alter, schwer kranker Menschen denn auch schon relativ oft angewendet.

IV. Anfragen

A) Die Frage nach der Konsequenz des Denkens

Es fällt einem beim Lesen der meisten europäischen Philosophen sofort auf, dass sie in der ethischen Frage in ihrem Denken überhaupt nicht konsequent sind, genauso wie es auch der Normalbürger nicht ist, den man auf der Strasse interviewen würde. Ihr theoretischer wissenschaftlicher Hintergrund ist zwar die Evolutionstheorie, aber die Grundlage für ihre Ethik und ihr praktisches Handeln ist, bewusst oder unbewusst, immer noch die Bibel, oder sagen wir einmal etwas vorsichtiger, eine christliche Prägung, weil sie eben im christlichen Abendland aufgewachsen sind. Die Evolutionstheorie wirklich konsequent zu Ende gedacht haben nur ganz wenige. Es ist ja auch wirklich sehr schwierig, aus der Evolutionstheorie eine Ethik abzuleiten, die Regeln für ein geordnetes, friedliches Miteinander der Menschen enthält. Diese Schwierigkeit gibt selbst der englische Naturalist und Gegner des Christentums Thomas-Henry Huxley (1825-1895) zu: „Ich muss bekennen, wie verwirrt ich war, als ich eine Grundlage suchte zu einer moralischen Verhaltensweise für unsere chaotische Zeit, ohne die Bibel zu brauchen.“ Und die paar wenigen Beispiele, die es geschafft haben, gehören durchwegs zu den Schreckfiguren der Weltgeschichte (Hitler, Marx, Lenin, Nietzsche, u.a.).

Ein Fall solcher Inkonsequenz ist beispielsweise der Schrei nach Umweltschutz, nach „Bewahrung der Schöpfung“ (wie es in kirchlichen Kreisen heisst), bzw. die Angst, der Mensch könnte die Erde mit seiner Schmutzproduktion zerstören und damit natürlich auch seien Lebensgrundlage. Konsequent evolutionistisch gedacht ist die Umweltverschmutzung nämlich gar kein Problem für die Natur. Das Leben wird sich anpassen. Einige Arten werden vielleicht aussterben, aber das macht nichts. Andere Arten werden es (durch zufällige Mutation und darauffolgende Selektion) schaffen und so für die Weiterexistenz des Lebens allgemein sorgen. Und selbst wenn es nicht gelingen sollte, macht das auch nichts, weil das Leben auf der Erde ja nie das Ziel der Evolution war. Könnte es sein, dass hier der von der Evolutionslehre beeinflusste Mensch angesichts der Zerstörung seiner Lebensgrundlage plötzlich merkt, dass es wahrscheinlich doch noch eine andere Wirklichkeit als die rein materialistische gibt?

Ein weiterer Fall solch denkerischer Inkonsequenz tritt in der erstaunlichen Behauptung zu Tage, dass sich die Menschheit in Richtung immer mehr Humanität (gemeint: besseres ethisches Verhalten) emporentwickeln werde. Diese Idee ist reines Wunschdenken, denn das Humane, das Menschliche besteht ja laut Evolutionstheorie gerade nicht im Streben nach etwas Gutem, sondern nach Macht, um zu überleben. Fragt sich nur, woher dieser tiefe Wunsch nach einer humaneren, friedlicheren Völkergemeinschaft überhaupt kommt, wenn er doch ein der Evolutionslehre fremder Gedanke ist. Könnte es sein, dass die Evolutionstheorie etwa doch nicht die menschliche Wirklichkeit beschreibt?

Und noch etwas: Warum beschäftigt sich jeder Mensch auf dieser weiten Welt Tag für Tag mit ethischen Fragen, wo doch nach der Evolutionstheorie solche Fragen gar nicht aufkommen dürften?

B) Die Frage nach dem Gesetzgeber

Wenn wir die Frage stellen, wer oder was ethische Gebote oder Gesetze (‚nόmos’) überhaupt aufstellt, so ergibt sich eine klare Antwort. In der Lehre von der Evolution ist eigentlich der Mensch selber der Gesetzgeber, weil es ja nichts ausserhalb des Menschen (z.B. einen Gott) gibt, das einen Anspruch an ihn haben könnte. Es herrscht die ‚Autonomie’ (= Selbstgesetzgebung). Ich stelle meine eigenen Regeln auf.

C) Die Frage nach der Verantwortlichkeit

Da die Evolutionstheorie keinen persönlichen Gesetzgeber kennt und da alle Existenz zufällig, planlos und sinnlos ist, gibt es für den Menschen auch keine Verantwortlichkeit irgendeiner höheren Instanz gegenüber. Und wo man sich nicht zu fürchten braucht, einmal für sein Tun zur Rechenschaft gezogen zu werden, kann man sich ohne irgendwelche Rücksichtnahme verhalten, wie es einem gerade passt. Dann trifft der Satz, den schon die alten Römer verwendeten, voll zu: ‚homo homini lupus’ (‚der Mensch ist dem Menschen ein Wolf’).

D) Die Frage nach der Blickrichtung

Eine der Fragen in der Ethik lautet: Auf wen zielen meine Bemühungen, wem soll mein Handeln dienen? In einer evolutionistischen Ethik geht es immer nur um mich selber. Es herrscht also der pure Egoismus. Zwei Zitate vom englischen Philosophen Thomas Hobbes aus dem 17.Jh. belegen das eindrücklich: „Der Mensch ist ein unverbesserlicher Egoist.“ „Das erste Gut ist für jeden die Selbsterhaltung. Denn die Natur hat es so eingerichtet, dass alle ihr eigenes Wohlergehen wünschen.“ Das heisst: Was mir nützlich ist, was mir Lust verschafft, was mir einen Vorteil bringt, danach strebe ich mit gutem Recht.

V. Schlussfolgerung

Das evolutionistische Prinzip und seine Ethik ist also (trotz der gegenteiligen Behauptung Nietzsches oder Hitlers) zutiefst lebensverneinend. Ja, man kann eigentlich nicht einmal mehr von einer Ethik sprechen. Die Evolutionstheorie erweist sich meines Erachtens deshalb nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht als eine unhaltbare Theorie, sondern sie erweist sich auch aus ethischer Sicht als eine unbrauchbare Theorie. Sie ist schlicht lebensverachtend. Lassen Sie mich zum Schluss deshalb als Theologe sagen: Es zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass die Lehre von der Evolution niemals von Gott kommen kann, denn Gott, der Schöpfer ist auf das Wohlergehen seiner Geschöpfe bedacht. Die Evolutionstheorie ist vielmehr eine Erfindung des Teufels, den Jesus in Joh.8,44 als den „Menschenmörder von Anfang an“ bezeichnet.



Download: Keine_Ethik.pdf  

 

 


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