Die UNO in der biblischen Prophetie
Das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts war geprägt von einer unheimlichen Globalisierung vor allem in der Wirtschaft. Die riesigen Fortschritte in der Telekommunikation, in der Informatik und auch im Verkehr haben es möglich gemacht, dass die für uns Menschen ehemals riesige Welt zu einem Dorf zusammengeschrumpft ist. Es sind denn auch vor allem die wirtschaftlichen Interessen, die in den letzten Jahrzehnten zu gewaltigen und weltweit tätigen "Super-Unternehmen" geführt haben. Diese globale, über sämtliche Landesgrenzen hinwegreichende wirtschaftliche Tätigkeit wird die Politiker früher oder später dazu zwingen, auch ihre Politik zu globalisieren. Nicht zuletzt zeigt die Globalisierung in Organisationen wie der UNO und, auf Europa bezogen, der EU, ihren Niederschlag. Aber auch auf militärischem Gebiet schließen sich Nationen immer mehr zusammen, wie zum Beispiel in der NATO, die nach dem Zusammenbruch der UdSSR zum größten Militärpakt der Welt geworden ist. Diese Globalisierung ist aber kein Zufallsprodukt der Weltgeschichte, sondern sie hat prophetische Dimensionen, indem sie die Voraussetzung für den letzten Akt des Welttheaters ist, sie ist sozusagen das Bühnenbild des letzten Aktes. Um das zu verstehen, müssen wir uns mit dem vierten Tier aus der Vision des Propheten Daniel beschäftigen, denn dieses Tier stellt nicht nur das Römische Weltreich dar, sondern es steht symbolisch für die politische Situation der Endzeit.
"Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe, ein viertes Tier, furchtbar und Schrecken erregend und außergewöhnlich stark, und es hatte große eiserne Zähne; es fraß und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füßen. Und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm waren, und es hatte zehn Hörner. Während ich auf die Hörner achtete, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden von ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Mund, der große Worte redete" (Dan 7,7-8). Im Gegensatz zu den anderen drei Tieren wird das vierte nicht näher beschrieben, und es kann auch nicht mit bekannten Tieren verglichen werden. Dieses vierte Tier besitzt zehn Hörner und ein elftes Horn erhebt sich daraus, das drei von den anderen zehn Hörnern ausreißt und dann damit beginnt, große Dinge zu reden. Das elfte Horn ist der Antichrist, der sich über die anderen zehn Hörner, die als Könige oder Machthaber von zehn Reichen stehen, erhebt und diese beherrscht. Die Deutung dieses vierten Tieres erfahren wir anschließend in der gleichen Vision des Propheten Daniel. Der Prophet Daniel war von dieser Vision höchst beunruhigt und wollte von einem, der da stand, die Deutung wissen. Dieser gab ihm folgende Deutung: "Er sprach so: Das vierte Tier bedeutet: ein viertes Königreich wird auf Erden sein, das von allen anderen Königreichen verschieden sein wird. Es wird die ganze Erde auffressen und sie zertreten und sie zermalmen. Und die zehn Hörner bedeuten: aus diesem Königreich werden sich zehn Könige erheben. Und ein anderer wird sich nach ihnen erheben, und dieser wird verschieden sein von den vorigen, und er wird drei Könige erniedrigen. Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und wird die Heiligen des Höchsten aufreiben; und er wird danach trachten, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden in seine Hand gegeben werden für eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit" (Dan 7,23-25). Das vierte Tier, das wir mit dem Römischen Weltreich identifiziert haben, durchläuft in dieser Vision verschiedene Stadien: Das erste Stadium des geeinten Reiches lässt den Unterschied zu den vorangegangenen Reichen erkennen. Diesem ersten Stadium folgt das der Weltherrschaft, denn es heißt, dass dieses vierte Reich die gesamte Erde verschlingen wird. Darauf folgt das Stadium der zehn Reiche, und aus diesem Stadium kommt das kleine Horn auf oder das Stadium des Antichristen. Hier wird darauf hingewiesen, dass sich der Antichrist nach dem zehngeteilten Stadium erheben und drei der zehn Könige niederwerfen wird. Er wird aber nur eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit herrschen dürfen, was aufgrund der Prophetie der 70 Jahrwochen und anderen Stellen eine Zeitdauer von dreieinhalb Jahren bedeutet.
Aus der Prophezeiung von Daniel 7, der Vision der vier Tiere, ergibt sich nun folgendes Bild:
Das erste Tier: Das babylonische Weltreich (ca. 608
bis 539 v.Chr.)
Das zweite Tier: Das medo-persische Weltreich (ca. 539 bis 333 v. Chr.)
Das dritte Tier: Das hellenistische Weltreich (ca. 333 bis 63 v. Chr.
Das vierte Tier: Das vierte Weltreich:
- Das geeinte Stadium (ca. 63 v.Chr. bis 364)
- Das zweigeteilte Stadium (ca. 364 bis heute)
- Das Weltherrschaftsstadium
- Das zehngeteilte Stadium
- Das Antichrist-Stadium
Das vierte Reich durchläuft fünft verschiedene Stadien, von denen Rom nur das erste darstellt. Im Gegensatz zu vielen Auslegern sehe ich im vierten Reich nicht das "wiedererstandene Heilige Römische Reich". Der Unterschied zu den vorhergehenden Reichen liegt in der Regierungsform, die erstmals durch Rom eingeführt wurde: Dem Imperialismus. Wenn die vorhergehenden drei Reiche ein neues Gebiet eroberten, setzten sie dort in der Regel einheimische Herrscher ein. Rom hingegen führte ein neues Regierungssystem ein, den Imperialismus, indem in alle eroberten Gebiete Römer als Statthalter entsandt wurden, wie zum Beispiel Pontius Pilatus. Das vierte Reich können wir deshalb als "Imperialismus" bezeichnen und nicht als Rom, denn Rom war nur das erste von fünf Stadien. Das geeinte Stadium ist das römische Weltreich, das als geeintes Reich von 63 v.Chr. bis 364 n.Chr. bestand. Das zweigeteilte Stadium begann im Jahr 364 n.Chr., als der Kaiser Valentinian das Römische Reich in ein östliches und westliches Reich teilte. Seitdem entwickelte sich die Geschichte wesentlich als ein Hin und Her zwischen östlicher und westlicher Macht. Es begann im Jahr 364 mit dem Weströmischen Reich mit Sitz in Rom und dem Oströmischen Reich mit Sitz in Konstantinopel. Die Zentren dieses Machtgleichgewichtes haben sich seither immer wieder verlagert, aber es blieb im Großen und Ganzen bei dieser Ost-West-Teilung. Der westliche Machtblock blieb Rom bis im Jahr 476, als es erobert wurde und unterging. Mit der Machtübernahme Karls des Grossen im Jahr 800 verlagerte sich der westliche Machtschwerpunkt in das Gebiet des heutigen Frankreichs. Im Jahr 962 besiegte Otto I. die Franken und errichtete das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation". Die Herrschenden bezeichneten sich mit dem deutschen Wort für Cäsar, als "Kaiser". Seitdem liegt das Zentrum der westlichen Macht in den westlichen demokratischen Ländern. Der östliche Machtbereich blieb bis 1453 Konstantinopel, als die Türken die Stadt eroberten. Als Konstantinopel unterging, flohen die politischen Herrscher, die Beamten und Gelehrten in Richtung Norden nach Russland hinein, unterwanderten die dortige Regierung und führten als Regierungsstil den Imperialismus ein. Die Herrscher nannten sich selbst Zaren, was die russische Bezeichnung für Cäsar ist. Bis heute stellt Russland mit den ehemaligen Ostblockländern die östliche Seite des Machtgleichgewichtes dar, das zwar durch den Untergang der UdSSR empfindlich gestört wurde, aber de facto weiterhin besteht.
Die folgenden drei Stadien des imperialistischen Weltreiches liegen alle noch in der Zukunft. Eines Tages werden die beiden Machtblöcke West und Ost zusammenbrechen und einer Welteinheitsregierung Platz machen. In der Vision von Daniel wird berichtet, dass das vierte Reich alle Länder der Erde "auffressen" wird, das hat das römische Reich niemals getan. Denn das römische Reich erfasste nicht einmal die gesamte damals bekannte Welt, gebietsmäßig dehnte es sich nicht einmal so weit nach Osten aus wie das Reich Alexanders des Großen, der bis zum Indus vorrückte. Aber auch das Reich der Parther wurde von Rom nie ganz erobert, und auch Schottland gehörte zur damals bekannten Welt und wurde von den Römern nie erobert. Im Gegenteil, die Römer mussten den Hadrianswall bauen, um die umherziehenden Stämme Schottlands daran zu hindern, den Teil Britanniens zu überrennen, der damals unter römischer Herrschaft stand. Das Stadium des Weltreiches kann sich deshalb unmöglich auf Rom beziehen, und somit wird es auch nicht ein "wiedererstandenes Heiliges Römisches Reich" geben. Wenn man die Stelle in der Vision Daniels aber wörtlich auslegt, wird das vierte Reich des Imperialismus in Zukunft einmal die ganze Welt beherrschen, und zwar durch die Bildung einer einzigen Weltregierung. Das ist einmalig, und das hat es bisher in der Weltgeschichte noch nicht gegeben.
Abbildung Die zehn Reiche nach dem Club of Rome
Nach dem Stadium der Welteinheitsregierung wird sich dieses Reich in zehn Reiche aufspalten, die mit den zehn Hörnern des Tieres symbolisiert werden. Der Grund dieser Aufspaltung wird in dieser Stelle nicht genannt, aber die Weltregierung wird möglicherweise aus wirtschaftlichen Gründen in zehn Reiche aufgespalten, die sich über die ganze Welt verteilen. Viele Ausleger sahen im zehngeteilten Stadium die Europäische Union. Der Text erlaubt diese Deutung aber nicht, denn die Europäische Union besteht aus mehr als zehn Ländern und könnte deshalb bestenfalls eines dieser zehn Reiche darstellen. Diese Prophezeiung kommt dem Vorschlag des "Club of Rome" sehr nahe, der empfahl, die Welt in zehn Verwaltungsbezirke aufzuteilen, um einen Zusammenbruch der Weltwirtschaft zu vermeiden. Während des Zehn-Reiche-Stadiums wird der Antichrist beginnen, seine Macht aufzubauen. Am Ende wird er stark genug sein, um drei der zehn Könige zu vernichten und die anderen sieben seiner Herrschaft zu unterwerfen. Wenn dies geschieht, beginnt das fünfte und letzte Stadium des vierten heidnischen Weltreiches, das Reich des Antichristen.
Nach diesem Rückblick über die Weltgeschichte, von der Zeit des babylonischen Weltreiches (ca. 608 bis 539 v.Chr.) bis weit in die Zukunft, stellt sich die Frage, wo wir heute stehen. Das letzte Jahrhundert war noch geprägt vom "kalten Krieg", dem Machtkampf zwischen Ost und West, zwischen der UdSSR und der USA. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde dieses Machtgleichgewicht empfindlich gestört und die USA ist nun die Weltmacht Nummer 1. Neben der wirtschaftlichen Globalisierung sind die politischen Bestrebungen hin zu einer politischen Weltmacht bzw. einem politischen Zusammenschluss zu einer internationalen Organisation nicht zu übersehen. Bis heute haben sich 189 Nationen der UNO angeschlossen und es fehlen nur noch 3 Nationen (Taiwan, der Vatikan und die Schweiz) und dann vereinigt die UNO tatsächlich alle Nationen der Erde, oder mit den Worten des Propheten Daniel gesprochen: "Es wird die ganze Erde auffressen und sie zertreten und sie zermalmen". Das ist ein absolut einmaliges Ereignis in der Weltgeschichte. Ob es der UNO gelingen wird, eine Welteinheitsregierung zu bilden, wie vom Propheten Daniel vorausgesagt, kann nur die Zukunft zeigen. Wenn man die Ereignisse aber in den Zusammenhang der Weltgeschichte stellt, deutet vieles darauf hin, dass sich in der UNO die Prophezeiung des dritten Stadiums des vierten Tieres, das Stadium der Welteinheitsregierung, vor unseren Augen zu erfüllen beginnt.
Gian Luca Carigiet, entnommen aus dem Buch "Von
Ewigkeit zu Ewigkeit", Die Suche nach dem Sinn des Lebens, ISBN 3-89436-301-0.